Ökumenischer Gottesdienst (Bericht Rhein-Zeitung)

Von Ulrike Bletzer (Rhein-Zeitung)

Fotos: Ulrike Bletzer

Klosterkirche Bornhofen wird zur Oase

Die Oase als Kraftquelle und Sehnsuchtsort: Ökumenischer Gottesdienst in der Klosterkirche in Bornhofen regte zur inneren Ruhe in Zeiten von Klimawandel und zahlreicher Alltagssorgen an.

„Ein sehr schöner ökumenischer Gottesdienst – und die Predigt war wirklich klasse.“Treffender als dieser ältere Herr hätte man es kaum sagen können: Bereits zum dritten Mal hatten Pater Eryk, Guardian des Franziskanerklosters Bornhofen, und Antje Müller, Ökumene-Pfarrerin des evangelischen Dekanats Nassauer Land, gemeinsam zu einem Gottesdienst in die Bornhofener Klosterkirche eingeladen.

„Auf dem tiefsten Grund unserer Seele werden wir unsere Kraft bei ihm finden. Er ist es, der uns unsere inneren Oasen und Quellgründe zeigen will.“

Erstmals beim Oase-Gottesdienst mit dabei: Franziskanerbruder Norbert aus Hofheim im Taunus übernahm die Predigt.

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Um die Oase – im ganz konkreten, vor allem aber im übertragenen, spirituellen Sinn – ging es in dieser besonderen Stunde, zu der Pater Eryk auch etliche Fahrradpilger, die sich von der Braubacher Barbarakirche aus auf den Weg gemacht hatten, sowie Fußpilger mit Start an der katholischen Kirche in Lykershausen begrüßte. Wobei das Thema alles, nur kein Zufall war: Um das Symbol der Oase dreht sich schließlich auch die von Pater Eryk initiierte Jahresausstellung, die noch bis Oktober auf dem Marienplatz des Wallfahrtsklosters zu sehen ist. Bereits 2024 hatte ein ökumenischer Gottesdienst – damals zum Thema „Schokolade und soziale Verantwortung“ – die Jahresausstellung bereichert, sodass man in diesem Jahr also auf ein bereits bewährtes Veranstaltungsformat zurückgriff.

Suche nach der inneren Oase

Neu bei der zweiten Auflage war indessen, was Pfarrerin Antje Müller eingangs mit den Worten „Wir freuen uns, dass wir Bruder Norbert für die Predigt gewinnen konnten“ beschrieb. Besonders in der heutigen Zeit machten vielerlei Wüsten den Menschen das Leben schwer, gab der Franziskanerbruder aus Hofheim am Taunus zu bedenken. „Dazu gehören zum einen die Wüsten, die der Klimawandel, aber auch Kriege, Hass und Gewalt zurücklassen, und zum anderen die ganz persönlichen Wüsten von Menschen, die unter Einsamkeit und inneren Ängsten leiden“, präzisierte er und appellierte, die Einladung Gottes anzunehmen und, etwa bei einer Auszeit vom Alltag, auf Spurensuche nach der eigenen inneren Oase zu gehen. Damit diese Spurensuche gelinge, sei absolute Stille erforderlich, fügte er hinzu: „Die Frage ist: Nehme ich mir diesen Freiraum der Stille?“

Nur so aber sei es möglich, sich in Beziehung zu Gott zu setzen. „Auf dem tiefsten Grund unserer Seele werden wir unsere Kraft bei ihm finden. Er ist es, der uns unsere inneren Oasen und Quellgründe zeigen will“, so Bruder Norbert, der seine Predigt mehrmals für kurze Phasen der Stille, verbunden mit einer kleinen Atemübung und der Formel „Du in mir – ich in dir“, unterbrach. „Wenn Ihnen diese einfache Übung guttut, dann wiederholen Sie sie in Ihrem Alltag immer wieder“, schloss er seine Predigt. „Für mich persönlich ist das eine sehr spirituelle Alltagsformel.“

Existenziell wichtige Kraftquellen

Viel Stoff zum Nachdenken und Nachspüren also. Was gleichermaßen auch auf die anderen ineinandergreifenden Zahnräder dieses außergewöhnlichen, von Hannelore Syre an der Orgel begleiteten Gottesdienstes zutraf: So trugen Pfarrerin Antje Müller und Pastorin Magdalene Kolar von der Gemeinde Unterwegs Nastätten im Wechsel Hanns Dieter Hüschs Gedicht „Utopie“ vor. „Das ist das Land, nach dem ich mich so sehne, das mir durch Kopf und Körper schwimmt, mein Sterbenswort und meineLebenskantilene, dass jeder jeden in die Arme nimmt“, bringt der Kabarettist und Schriftsteller darin seine persönliche Oasen-Sehnsucht ins Spiel.

Ob es die Lesung aus Psalm 107 mit Magdalene Kolar („Er machte das Trockene wieder wasserreich und gab dem dürren Lande wieder Wasserquellen“) oder die von Pater Eryk, Pfarrerin Antje Müller und Pastorin Magdalene Kolar gemeinsam mit Salome Ngugi (Arbeitskreis Nassau-Mabira), Ralf Skähr-Zöller (evangelisches Dekanat Nassauer Land), Rolf Westermayer (Pfarrei St. Martin und St. Damian Rhein-Lahn) und Roswitha Zenker (katholischer Ökumene-Ausschuss) vorgetragenen Fürbitten waren: Stets wurde deutlich, wie existenziell wichtig solche inneren Kraftquellen vor allem in der heutigen Zeit mit ihren multiplen Belastungen sind – ein Thema, das auch beim anschließenden, von der Jahresausstellung umrahmten Austausch auf dem Marienplatz sehr präsent war.