Bornhofener Adventsmeditationen: Willkommene Auszeit vom Vorweihnachtsstress (Rhein-Zeitung vom 11.12.23)

Von Ulrike Bletzer (Rhein-Zeitung)

Foto: Ulrike Bletzer

„Gestern, als es so geschneit hat, dachte ich: Bei diesem Wetter kommt garantiert niemand zu einer Veranstaltung im Freien“, erzählt Pater Eryk. Aber da hatte er sich gründlich getäuscht: „Es waren sogar acht oder neun Personen da und haben interessiert zugehört.“ Und auch heute, wo es zwar nicht schneit, aber eiskalt nieselt und windet, bestätigt sich, was seit der Premiere der Bornhofener Adventsmeditationen im Jahr 2016 gilt: Ich habe noch nie allein hier gestanden.“

Das ist alles, nur keine Überraschung. Schließlich bieten die von Pater Eryk, dem Guardian des Klosters Bornhofen, ins Leben gerufenen Adventsmeditationen eine willkommene Gelegenheit, vom üblichen Vorweihnachtsstress mit all seinem schrillen Getöse abzuschalten, mitten im Trubel eine kleine Auszeit zu nehmen und dem eigentlichen Sinn dieser besonderen Zeit auf die Spur zu kommen. Gerade einmal 15 bis 20 Minuten sind es – aber gehaltvolle 15 bis 20 Minuten, die vom 1. bis einschließlich 23. Dezember jeweils ab 17 Uhr zum Nachdenken über einen täglich wechselnden, stets aber von christlichen Inhalten geprägten Text einladen.

Tagesgebet an der Klosterkirche

„Wenn in unserem Herzen mehr Liebe und mehr Frieden einziehen, dann können wir davon anderen Menschen abgeben“, heißt es zum Beispiel in dem für heute ausgewählten, via Beamer an die Außenwand der Klosterkirche projizierten Tagesgebet. „Erbitten wir dazu die Gnade Gottes: Herr, unser Gott, bereite durch das Wirken deiner Gnade unser Herz für die Ankunft deines Sohnes vor.“ Nur das, was man selbst besitze, könne man an andere weitergeben, erläutert Pater Eryk den Sinn dieser Zeilen und präzisiert: „Ohne Liebe können wir keine gesunde, lebendige Beziehung herstellen.

Dazu gehört auch die Bereitschaft, anderen Menschen zu vergeben und sich mit ihnen zu versöhnen.“ Und dazu gehören auch die beiden Fäuste einer an einen Bodybuilder erinnernden Gestalt, die sich auf der Klostermauer aufeinander zu bewegen, bis sie die Form eines Herzens bilden.

Denn auch das ist typisch für die Bornhofener Adventsmeditationen: Sie sprechen immer auch die visuelle Sinneswahrnehmung an und erhöhen dadurch die Chance, dass sich auch jüngere Menschen oder solche, die mit dem christlichen Glauben sonst vielleicht nicht so viel am Hut haben, von ihnen angesprochen fühlen. Kontinuierliche Weiterentwicklung inklusive: Auf die stehenden Bilder, mit denen Pater Eryk den Texten anfangs das i-Tüpfelchen aufsetzte, folgten bald mit Texten und Musik verbundene Videoclips und schließlich 3-D-Projektionen. Zwei ineinander verschlungene, brennende Herzen, ein Wasserfall und dazu die bereits erwähnten Bodybuilder-Fäuste sorgen heute dafür, dass die Meditation in die passende Optik gekleidet ist.

Viele pfiffige Ideen

Damit nicht genug der pfiffigen Ideen: Zum ersten Mal ist in diesem Jahr die große Linde vor dem Kloster beleuchtet, erstrahlt von 16.30 bis 22 Uhr abends und dann wieder von 6 bis 7.30 Uhr in der Frühe mal grün, mal rot und mal lilafarben in der Dunkelheit. „Zum einen wollen wir damit natürlich signalisieren, dass es hier etwas Besonderes zu erleben gibt“, sagt Pater Eryk und fügt im nächsten Atemzug hinzu: „Aber wir möchten die Aufmerksamkeit auch auf die Natur lenken und ein Zeichen des Trostes und der Hoffnung setzen, indem wir bewusst machen, dass sie trotz aller Probleme mit Klimawandel und Umweltverschmutzung noch vorhanden ist.“

Zugleich diene die farbig in Szene gesetzte Linde der Vorbereitung auf den Weihnachtsbaum – und auf das Jahr des Baums, dem in voraussichtlich drei Jahren die Ausstellung auf dem Marienplatz gewidmet sein wird. Denn die Jahresausstellung von Mai bis Oktober ist ein weiteres wichtiges „Standbein“, um auch Menschen, die eher fern vom Glauben leben, christliche Inhalte zu vermitteln.

Doch zurück in die Vorweihnachtszeit: Zu ihrer Gestaltung gehören im Kloster Bornhofen neben dem einen oder anderen Neuen auch viele seit Jahren bewährte Elemente wie zum Beispiel die zu einem weithin sichtbaren Adventskalender umfunktionierte Klosterfassade, auf der an jedem Adventstag das entsprechende Datum in einem der 24 Fenster in weißem Licht erstrahlt, der große Adventskranz im Freien, eine Krippenlandschaft mit Fontanini-Figuren auf dem Marienplatz und der Bilderzyklus „Gotteskinder unseres Planeten“ in der Pilgerhalle.

Es wird auch gesungen

Und natürlich folgt auch die Adventsmeditation tradierten Mustern wie dem gemeinsamen Singen vorweihnachtlicher Lieder und dem Gebet, selbstverständlich mit aktuellem Bezug: „Wir beten für die alten und kranken Menschen und für diejenigen, die in Israel, Palästina und an vielen, vielen anderen Orten auf unserer Erde leben, in denen kein Frieden herrscht“, sagt Pater Eryk und lädt zum Schluss noch zur Heiligen Messe an Heiligabend ein. Sie beginnt am Sonntag, 24. Dezember, um 17 Uhr in der geheizten Pilgerhalle, wo die Kolpingkapelle Kamp-Bornhofen für die musikalische Begleitung sorgen wird.

Von Ulrike Bletzer

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