Ausstellung im Kloster: Honig – ein Symbol der Fülle und Vollkommenheit (Rhein-Zeitung vom 02.06.23)

Von Ulrike Bletzer (Rhein-Zeitung)

Foto: Ulrike Bletzer

Es summt und brummt auf dem Marienplatz. Und dieses Summen und Brummen dürfte in den kommenden Wochen und Monaten noch deutlich lauter werden – schließlich ist die insektenfreundliche Wiese, die nach dem Grenadierwerk 2021 und dem Olivenhain 2022 aktuell das Herzstück der Jahresausstellung in Kloster Bornhofen bildet, ja noch am Wachsen.

Mit alltäglichen Themen, mit denen jeder eher früher als später in Berührung kommt, die Menschen „einfangen“, um sie auf diesem Weg für christliche Inhalte und Werte zu sensibilisieren – das ist der „Hintergedanke“ hinter diesem pfiffigen Format, das Pater Eryk, der für die Wallfahrtsstätte zuständige Guardian des Klosters, 2018 ins Leben gerufen hat. Denn in der heutigen Zeit, da macht er sich keine Illusionen, leben vor allem viele jüngere Menschen sehr fern vom Glauben. „Aber über christliche Symbole, die sie auch aus ihrem eigenen Leben kennen, können wir zumindest versuchen, sie zu erreichen“, sagt der Franziskanerpater.

65 Mal in der Bibel

Der Honig zum Beispiel ist so ein Symbol. Insgesamt 65 Mal komme er als Begriff in der Bibel vor, weiß Pater Eryk zu berichten: „Honig steht für Wohlstand, Verheißung, Fülle und Vollkommenheit. Das Land, in dem Milch und Honig fließen, ist da nur ein Beispiel von vielen.“ Gut, aber ist das der einzige Grund, weshalb er sich entschlossen hat, 2023 in Bornhofen zum „Jahr des Honigs“ zu machen? Natürlich nicht. „Ich denke schon seit Langem darüber nach, was wir für die Natur tun können, zumal ihr Schutz auch unserem Ordensgründer, dem heiligen Franz von Assisi, stets ein besonderes Anliegen war“, sagt Pater Eryk und fügt hinzu, außerdem sei es ihm wichtig gewesen, ein aktuelles Thema aufzugreifen: „Schließlich sind Probleme, die mit der Umweltzerstörung zusammenhängen, in den Medien sehr präsent.“

Probleme wie das Insektensterben, von dem logischerweise auch die Honiglieferantinnen in hohem Maß betroffen sind: Dem weltweiten Bienensterben ist einer der insgesamt acht Banner gewidmet, die bei der Jahresausstellung wie üblich den Marienplatz umrunden und – auch das ist schon eine Tradition – eine Fülle von ebenso wissenswerten wie teils verblüffenden Informationen parat halten. Wer weiß zum Beispiel schon, dass Honig nicht nur Fieber senkt, sondern in der Antike auch als Dopingmittel beliebt war?

Jedenfalls versuchten die Olympioniken damals, mit ihm ihre sportlichen Leistungen zu steigern. Auch dass Bienen, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen, besser riechen als Spürhunde und rein rechnerisch gesehen zweieinhalbmal um die Erde fliegen müssen, um ein 500-Gramm-Glas mit Honig zu füllen, dürfte nicht allzu bekannt sein.

Jedenfalls versuchten die Olympioniken damals, mit ihm ihre sportlichen Leistungen zu steigern. Auch dass Bienen, um nur zwei weitere Beispiele zu nennen, besser riechen als Spürhunde und rein rechnerisch gesehen zweieinhalbmal um die Erde fliegen müssen, um ein 500-Gramm-Glas mit Honig zu füllen, dürfte nicht allzu bekannt sein.

Immunstimulierende Wirkung

Wie bereits angedeutet: Auch mit spannenden Bibelstellen rund um das Thema Bienen und Honig warten die Banner auf. Genauso wie mit der Information, dass die Biene es als einziges Tier in den entscheidenden Hymnus der Kirche, das Exsultet, geschafft hat. Aufschlussreiches über den Schutzpatron der Imker und Bienen, den heiligen Ambrosius von Mailand, sowie die entgiftende und immunstimulierende Wirkung von Honig runden diesen Part, neben zwei Rezepten, ab. Übrigens: Demnächst bekommen die Banner noch QR-Codes für die englische und niederländische Sprache, kündigte Pater Eryk an. Solche, mit denen sich deutschsprachige Besucher die Infos auf ihr Smartphone laden können, gibt es schon.

Dazu kommt die direkte Anschauung: Neben der eingangs erwähnten insektenfreundlichen Wiese, einem Insektenhotel und als Leihgabe zur Verfügung gestellten historischen Imker-Arbeitsgeräten sorgt vor allem ein Bienenstock inklusive dazugehöriger, an einem Punkt auf dem Rücken erkennbarer Königin und Informationen über die vielfältigen Aufgaben, die eine Biene im Laufe ihres etwa 35- bis 40- tägigen Lebens zu erledigen hat, dafür, dass dieses Thema nicht in der Theorie verharrt. Und: Natürlich machen auch dieses Mal thematisch passende Meditationstexte, in die man wahlweise lesend oder über Kopfhörer eintauchen kann, die Ausstellung endgültig zu einer runden Sache.

Viel Arbeit im Vorfeld

Das alles klingt nach einer Menge Arbeit im Vorfeld. „Ja, aber der Freundeskreis der Franziskaner rund um seinen Vorsitzenden Hartmut Hülser hat mich wie immer tatkräftig unterstützt“, sagt Pater Eryk und stellt klar: „Ohne Ehrenamtliche und Sponsoren wäre eine solche Ausstellung nicht zu stemmen.“ Auch dieses Jahr hätten schon zahlreiche Besucher, darunter erfreulich viele junge Familien, den Weg hierher gefunden, berichtet er: „Es ist schön, wenn sie davon etwas für sich mit nach Hause nehmen können.“

Noch bis Oktober besteht dazu Gelegenheit. Pater Eryk und seine Mitstreiter sind unterdessen längst am Planen für das kommende Jahr, wenn auf dem Marienplatz das Jahr der Schokolade einziehen wird. „Dabei wird es nicht zuletzt auch um Kinderarbeit und ganz allgemein die ungerechten Arbeitsbedingungen der Kakaobauern gehen“, verrät er schon mal. Wasser, Wein, Äpfel, Salz, Oliven, dieses Jahr Honig und 2024 also Schokolade – wer daraus schließt, dass sich die Jahresausstellung im Kloster Bornhofen in jedem Fall um etwas Ess- oder Trinkbares dreht, sitzt einem gewaltigen Irrtum auf. „Wir haben auch ein Jahr der Oase, der Rose und des Lichts geplant“, lässt Pater Eryk wissen. Schön zu wissen, dass ihm die Ideen noch lange nicht ausgehen.

„Ich denke schon seit Langem darüber nach, was wir für die Natur tun können, zumal ihr Schutz auch unserem Ordensgründer, dem heiligen Franz von Assisi, stets ein besonderes Anliegen war.“

Pater Eryk

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